*ABGESAGT* Queer Utopia in Italy: Between Love and Exploitation from Oscar Wilde to the “White Lotus.” – Lecture by Kamil Karczewski

Vortrag über queere italienische Geschichte von Kamil Karczewski.Italien nimmt seit Langem einen besonderen Platz in der Geschichte queerer Menschen ein, denn seine malerischen Landschaften und antiken Ruinen lockten zahlreiche queere Reisende an, die auf der Suche nach sexueller Freiheit und gesetzlicher Verfolgung entgehene wollten.

Queer Utopia in Italy: Between Love and Exploitation from Oscar Wilde to the “White Lotus.”

Di ,9.5.2023, 18:00Uhr, Volkskundemuseum Wien

Ein Vortrag auf Englisch von Kamil Karczewski

Italien nimmt seit Langem einen besonderen Platz in der Geschichte queerer Menschen ein, denn seine malerischen Landschaften und antiken Ruinen lockten zahlreiche queere Reisende an, die auf der Suche nach sexueller Freiheit und gesetzlicher Verfolgung entgehene wollten. Vom sonnenverwöhnten Süden angezogen, reisten sie immer weiter, wobei einige in Capri Trost fanden, während andere sich nach Sizilien aufmachten. Im Mezzogiorno – so bezeichnen die Italiener die südlichen Regionen – war die gleichgeschlechtliche Liebe nicht kriminalisiert, und in einigen Gegenden wurden Beziehungen zwischen heranwachsenden Jungen sogar toleriert, wenn nicht sogar gefördert. 19. Jahrhundert-Queers, die nach Süditalien reisten, glaubten oft, sie hätten die Überreste einer antiken, homophilen griechischen Gesellschaft entdeckt.
Weit weg von ihrer kühlen nördlichen Heimat fanden diese Reisenden sowohl Anonymität als auch Freiheit und errichteten in den abgelegenen Ecken Italiens unverwechselbare homoerotische Utopien. Diese Erzählung hat jedoch auch eine andere, dunklere Seite. Mit ihrem finanziellen Einfluss erkauften sich diese Männer nicht nur Sex und Loyalität, sondern veränderten auch ganze Städte und machten sie zu neuartigen Reisezielen. Sie schufen Abhängigkeiten in den lokalen Gemeinschaften und legten den Grundstein für den Massentourismus, wie wir ihn heute kennen.
Diese komplexe Geschichte wirft mehrere Fragen auf: Haben die seltsamen Reisenden Süditalien entwickelt, oder haben sie es ausgebeutet? Waren sie Raubtiere, die die lokale Kultur ausbeuteten, oder schätzten sie wirklich die Schönheit der Region in einer Zeit, in der der Mezzogiorno als verarmt und regressiv galt? Können wir Sex und Geld trennen, und wenn nicht, wie sollten wir die lange Geschichte der queeren Liebe zum Mittelmeer untersuchen?

Wilhelm von Gloeden, Gruppenbild Taormina
Wilhelm von Gloeden, Gruppenbild Taormina

Kamil Karczewski ist Doktorand in der Abteilung für Geschichte und Zivilisation am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz, Italien. Er erforscht die queere Geschichte der Zwischenkriegszeit in
Polen aus einer transnationalen Perspektive.
In seiner Dissertation “Queer Warsaw: Sex in der Zeit des Nationalismus” beschäftigt sich Karczewski mit den Beziehungen zwischen nationalistischer Ideologie und veränderten Vorstellungen von Sexualität im Polen der Zwischenkriegszeit.
Derzeit ist er auch wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Europäische Geschichte in Mainz und am
Herder-Institut in Marburg;
2022-24 Postdoctoral Past & Present Fellow am Institute of
Historical Research (University of London).

Dieser Vortrag wird unterstützt von