- Aktivismus?

„Was tun wir, wenn wir aktiv sind?“ Diese Frage stellte sich bereits die politische Theoretikerin Hannah Arendt in ihrem Werk Vita activa – oder vom aktiven Leben. In dem geht sie davon aus, dass der Mensch ein durchaus politisches Wesen ist. Denn Politik, wie schon andere Philosoph*innen festgestellt haben, ist die Organisation des Zusammenlebens. Aber wenn wir unser Leben organisieren und eigentlich davon ausgehen, dass wir alle das Recht haben, es mitzugestalten, wie kann es dann sein, dass in diesem organisierten Zusammenleben, einige Menschen benachteiligt werden? Ist Politik dann nur eine Ausverhandlung der Mächtigen? Eine Aufrechterhaltung des Status Quo? 

Die gesellschaftlichen und politischen Machtstrukturen sind so gestaltet, dass Menschen aufgrund verschiedener Merkmale, ökonomischer und soziokultureller Zugehörigkeiten marginalisiert werden und somit von wichtigen Entscheidungsprozessen ausgeschlossen werden. 

Was tun? Eine mögliche Antwort lautet Aktivismus. Aktivismus ist immer eine Form der Intervention, die gewisse, scheinbar gegebene Dinge verändern möchte. Das für oder gegen etwas aktiv Werden. Dabei können wir zum Beispiel an Demonstrationen denken, an Banner und Plakate, an Protestaktionen, an Streiks und an Organisationen, die immer außerhalb institutionalisierter, politischer Institutionen und Strukturen stattfinden. Das sind Formen des Aktivismus, die wichtig sind, die Sichtbarkeit und Öffentlichkeit schaffen. 

 

Aber was wäre, wenn wir Aktivismus weiterdenken? „Das Private ist politisch“ meinte die Begründerin der zweiten feministischen Welle Simone de Beauvoir in dem für die Frauenbewegungen fundamentalen Werk Das andere Geschlecht. Mit dieser Aussage wird davon ausgegangen, dass der Mensch politisch ist, ob er will oder nicht – in allen Entscheidungen, auch den persönlichsten. Wie wir leben, was wir konsumieren, wie wir unsere Beziehungen gestalten, etc., ist politisch. 

 

Wenn wir alle politisch sind, sind wir dann auch alle aktivistisch? Aktivismus ist Intervention, Aktivismus kann als all das verstanden werden, was aktiv, manchmal sogar passiv, gegen politische und gesellschaftliche Begebenheiten agiert. Als Aktivismus könnte man es ebenso betrachten, wenn eine Person mit Kleidung auf die Straße geht, die nicht dem ihr zugeschriebenen Geschlecht entspricht oder gleichgeschlechtliche Zuneigung zeigt. Durch reine Präsenz im öffentlichen Raum können heteronormative Denkmuster in Frage gestellt werden. Aktivismus bedeutet Widerstand. In dieser Ausstellung wollen wir zeigen, dass vor allem queerer Aktivismus vielschichtig ist, nicht immer erkennbar ist, widerspenstig ist, sich nicht unterkriegen lässt und alle Bereiche des Lebens durchdringt. Bis zu einer gerechteren Welt.