In der Zeit bevor das Internet für eine Mehrheit zugänglich war, gestaltete sich die Kommunikation und Informationsweitergabe noch ein wenig anders. Bis zum Jahr 1997 gab es das sogenannte Werbeverbot (Paragraph 220/221). Trotz alledem gab es Menschen in der Community, die in Form von Plakaten, Flugzettel und auch in Inseraten in Zeitungen ihre Informationen zu verbreiten versuchten und sich dem Risiko einer Anzeige aussetzten.
Aber auch nachdem das Werbeverbot aufgehoben wurde – die erste Regenbogenparade 1996 hat einen großen Teil dazu beigetragen – wurden allerlei Drucksorten als Mittel zum Protest und Widerstand verwendet.
1989 noch musste das Frauencafé ein Gerichtsverfahren gegen die GEWISTA führen, da diese den Spruch “Lesben sind immer und überall” zum Frauentag auf den Wiener Straßenbahnen nicht anbringen wollten. Die Frauen klagten und bekamen Recht. Die GEWISTA, damals noch ein Unternehmen der Stadt Wien, verweigerte aber weiterhin die Anbringung des Plakats auf den Straßenbahnen und verlor auch die weiteren Prozesse. Bis heute fuhr keine Straßenbahn in Wien mit dieser kämpferischen Ansage.
Queere Themen, die damals noch nicht unter diesem Schlagwort zusammengefasst wurden, wurden langsam aber doch auch in den Medien verhandelt. So wird im März 1977 in einer der bekanntesten Fernsehsendungen der damaligen Zeit, dem “Club 2” im ORF, Homosexualität das erste Mal breitenwirksam verhandelt. Um Anfeindungen in der Öffentlichkeit zu vermeiden, entschied eine der Diskutantinnen, sich mit Perücke und Sonnenbrille unkenntlich zu machen, und wurde dafür kritisiert.
Auch die Wochenzeitschrift “Profil” widmet dem Thema cismännlicher Homosexualität ein Titelblatt im Mai 1976 – die Jahreszeit, in der damals schwule Cis-Männer im deutschsprachigen Raum Pfingsttreffen für ihre Sichtbarkeit und Vernetzung nutzten – eine Tradition, die sich dann in den CSD und Regenbogen Paraden fortführt.
Zensur queerer Themen durch die Medien ist heute nicht mehr vorstellbar, da eine Verbreitung von Inhalten über Social Media- Kanäle selbstbestimmt möglich ist. Ebenso die Bewerbung von Events der Community. Auch Kennenlernmöglichkeiten und das Finden von potentiellen Dates und Sexualpartner*innen hat sich durch das Aufkommen von Dating Apps enorm diversifiziert. Wo früher noch Annoncen in Zeitungen geschalten wurden, um Kontakt aufzunehmen, was manchmal über Wochen dauerte, wird heute innerhalb weniger Minuten online ermöglicht. Generell ist ein Trend zu beobachten, dass viele Aspekte der Vernetzung unter queeren Menschen sich ins Internet verlagert haben.