- Mädchen in Uniform

Die Repräsentation von queeren Menschen war nicht immer so selbstverständlich, wie wir es heute gewohnt sind. Bevor das Verbotsgesetz fiel, wurden queere Identitäten oft nur angedeutet oder in Codes vermittelt, sei es in Film oder Literatur. Eine Ausnahme macht hier der Film “Mädchen in Uniform” aus 1958, mit Romy Schneider in der Hauptrolle, die sich in ihre Internatslehrerin auf der Leinwand verliebte.

Als sich die rechtliche Lage 1971 änderte, kam es dann vermehrt zu Veröffentlichungen und Sichtbarmachung queerer Inhalte und Lebensweisen. So publiziert Heinz Heger  Erinnerungen an die NS-Verfolgung und KZ-Haft als Homosexueller “Die Männer mit dem rosa Winkel” 1972, als eine Verurteilung durch die österreichische Justiz nicht mehr möglich war.

Die 1980er Jahre sind geprägt von der Organisierung und Arbeit in Vereinen, bringt aber auch einen österreichischen Klassiker des Low-Budget Kinos 1984 hervor: Wiener Brut – er thematisiert die Besetzung von Häusern, so wie die Rosa Lila Villa ihren Ursprung 1982 fand, zeigt aber auch die Gräben zwischen den bürgerlich, konservativen Teilen der Community und den radikaleren politischen und aktivistischen Gruppen.

Große ungewollte Sichtbarkeit erlangt die schwule Community durch die AIDS Krise in den 1980er Jahren. Diese traumatisierenden und herausfordernden Zeit wird in Kunst und Kultur verarbeitet und fördert einen neuen Zusammenhalt und stiftet Identität. 

Das Identities startet 1992 als Teil der Viennale und gliedert sich danach aus, um alle 2 Jahre im Juni ein Filmfestival für den queeren Film in Wien abzuhalten. 2017 findet das letzte Festival statt, über die Jahre kamen aber weitere queerfeministische Filmfestivals hinzu: Tricky Woman / Tricky Realities zeigt animierte Filme zum Thema, This Human World  programmiert aktivistisches Kino mit Repräsentation migrantischer Lebensweisen, transition setzt dem heteronormativen Mainstream ein queeres Programm entgegen, ebenso das Queertactics, das als Nachfolgeprojekt von identities gesehen werden kann. Der Dokumentarfilm Verliebt, Verzopft, Verwegen von Cordula Thym und Katharina Lampert hatte 2009 Premiere und zeigte erstmals lesbische Geschichten aus dem Wien der Nachkriegszeit. 

Anfang der 1990er hält das aktionistische Künstler*innenkollektiv HAPPY rund um Tomtscheck seine ersten Happynings ab und prägt die queere Kulturszene in Wien über die nächsten Jahrzehnte mit. Große Begeisterung beim Publikum verbreitet auch von 2009 – 2014 Brut Burlesque Brutal rund um Katrina Daschner, eine legendäre queerfeministische Performancereihe, die Nacktheit humorvoll auf die Bühne brachte. Da war es nicht mehr weit, bis PCCC* von Denice Bourbon und Josef Jöchl ins Leben gerufen wurde: Wiens erster queerer Comedy Club.

Mittlerweile sind wir an einem Punkt angelangt, wo wir uns selbst repräsentieren können, ohne von einem patriarchalen System geduldet zu werden um als Quoten-Queers ein weiteres Stereotyp darzustellen. Trotzdem stehen wir immer noch vor der Herausforderung, wo wir unsere Sichtbarkeit bekommen und wer davon profitiert.