Jede Gemeinschaft braucht Räume, in denen sie sich treffen, vernetzen und formieren kann. Das, was heute als „safe space“, also sicherer Ort verstanden wird, war nicht immer gegeben. Obwohl es auch schon vor der Aufhebung des Totalverbots 1971 Orte gab, an denen sich Männer für schnellen und unverbindlichen Sex trafen, so wie Saunen und Parks oder die Wienerischen “Logen”, waren diese oft von Razzien begleitet. Ebenso die Lokale und Bars, in denen sich die Community traf. Um sich gegenseitig nicht in Gefahr vor den Behörden zu bringen, wenn es zu einem Verhör kam, verwendeten die Besucher*innen Code-Namen wie “Motte”, “Blume” oder “Fliege”.
So auch in der Bar Die Alte Lampe, 1952 gegründet, in der es Bälle gab, in denen Männer in Frauenkleidung aufkreuzten. All dies passierte, als Homosexualität noch illegal war. Es gab ebenso das im 19. Jahrhundert eröffnete Café Savoy (bis 1983 Café Wienzeile), das explizit queeres Publikum anzog und dies heute noch tut. Ab 1971 diversifizierte sich das Barangebot. 1982 wurde der Lila Löffel gegründet, der ab 1984 als lesbisches Lokal verstanden wurde. Das Frauencafé wurde 1977 eröffnet und ab 1983 von lesbischen Frauen geführt. Es diente als Ort für politischen Diskurs, Arbeitskreisen, Vorträgen und Beratungen. Es existiert heute noch, nachdem 2004 die Kampagne Save the Frauencafé erfolgreich zu einer Renovierung und Neueröffnung führte und nannte sich 2018 um und heißt seitdem flinte.
Auch heute gibt es im 6. Bezirk, in der Nähe des Savoys einige queere Lokale, auch wenn viele von ihnen primär von cisgeschlechtlichen, homosexuellen Männern frequentiert werden. Dazu gehören die Village Bar, die Mango Bar, The Hive nähe der Wienzeile, sowie das Felixxx und das Marea Alta, welches sich mittlerweile als queere Bar versteht, nachdem es früher vor allem lesbisches Publikum anzog, in der Gumpendorfer Straße. Im Tiefen Graben hat das Why Not sein zuhause, Wiens einzige schwule Diskothek. Doch queere Clubevents gibt es viele, so wurde das erste Heaven 1989 im U4 gefeiert und bald mit Miss Candy zum zentralen wöchentlichen Treffpunkt für die Wiener Gay Community. Beim G-Spot war das Publikum gemischter, hier feierte die LGBTQIA+ Community gemeinsam. So auch im Homo-Oriental, wo sich migrantische Queers einen Raum zum Feiern schufen. Die New Yorker Club-Kids der 1990er nahmen sich die Gastgeber*innen von Rhinoplasty zum Vorbild und laden seit 2008 zu Mottoparties in Drag und bunten Kostümen. Im selben Club U entstanden dann auch andere queere Veranstaltungsreihen, so auch der Kibbutz Club oder Queer Disco Crisp. Die internationale Popularität von Dragqueens führte auch in Wien dazu, dass es immer mehr Dragshows gab, bei Club Mutti und Club HOD (House of Dutzi) gingen die Shows auf der Bühne direkt in eine ausgelassene Party über.
Groß zelebriert wurde auch immer in Rahmen von Bällen. Die Alte Lampe war bald zu klein dafür, und man suchte sich größere Räume. Der Life Ball durfte im Wiener Rathaus einziehen. Der Rosenball feierte ab 1992 parallel zum Opernball in der Disco U4 und seit 2017 im Palais Auersperg, wie auch andere Traditionsbällle Wiens. Ebenso der Regenbogenball im Parkhotel Schönbrunn, der im nächsten Jahr sein 25jähriges Bestehen feiert.