- Organisiert euch!

Die Villa steht hier für alle Gruppierungen, die sich vor und nach diesem lebendigen Monument in der Stadt gegründet haben. Sie wurde 1982 von einer Gruppe queerer Aktivist*innen aus der linken Szene besetzt. Damals war es die Zeit der Hausbesetzungen: davor war schon eine queere Gruppe im WUK eingezogen, das nach der Arena die größte Besetzung in Wien war. 

Bevor sich die Villa gegründet hatte, gab es schon die ersten homosexuellen Gruppierungen, die sich aber aufgrund des sogenannten Vereinsverbots (Paragraph 220/221) nur informell trafen um nicht rechtlich belangt zu werden. So gab es von 1975-1979 das CO (Coming Out). In dieser Zeit – 1979 – gründet sich auch die HOSI Wien, diese sichert sich zuvor rechtlich ab, die Einschätzung des damaligen Justizminister Christian Broda (SPÖ) ermöglicht die Gründung eines Vereins, tortz bestehenden Paragraphens 221. Zwei Jahre danach schließen sich auch engagierte Lesben der HOSI an und gemeinsam setzen sie sich gegen die weiterhin bestehenden Diskriminierungen ein. Die 1980er Jahre waren keine leichten Jahre für die Community und gemeinsam helfen sie sich durch die AIDS-Krise. Diese bewirkt auch, dass sich 1985 eine weitere wichtige Institution gründet: Die AIDS-Hilfe Wien, die zuerst in der Wickenburggasse und danach am Mariahilfer Gürtel ihren Sitz hat und für große Teile der Community eine wichtige Anlaufstelle wurde. 

 

Die zwei Veranstaltungen “Erotik Kreativ” anfang der 1990er Jahren hatten einen Synergieeffekt – durch die Vernetzung vor Ort bildeten sich Gruppen von trans* Personen, die auch zur Vereinsgründung von TransX führte. Seit 1995 kämpfen trans Personen für ihre Sichtbarkeit und die Abschaffung diskriminierender gesetzlicher Regelungen.

Es gab auch einige Gruppierungen, die sich nicht so lange gehalten haben, aber trotzdem großen Einfluss auf die queere Community in Wien hatten, so zum Beispiel ÖLSF – Österreichisches Lesben- und Schwulenforum. 1995 veranstalten sie gemeinsam mit der HOSI Wien das Internationale Menschenrechts-Tribunal und klagen die Republik Österreich an. Diese wird auch für schuldig gesprochen. 1996 stellen sie die erste Parade nach internationalem Vorbild in Wien auf die Beine und geben ihr den Namen Regenbogenparade, den sie bis heute behalten hat. ÖLSF  löst sich wenige Jahre später ohne öffentlicher Bekanntgabe auf. 

 

In den 2010er Jahren kommte es zur Gründung mehrer Vereine, die die Vielfalt in der queeren Community widerspiegeln:

Seit 2014 vertritt VIMÖ die Interessen intergeschlechtlicher Menschen in Österreich. Die Black Community vernetzt sich transnational über den Verein Afro Rainbow Austria. Ebenso ist queerbase eine wichtige Anlaufstelle für geflüchtete queere Menschen geworden. Viele Menschen sind von Mehrfachdiskriminierung betroffen, eine wichtige Herausforderung, der sich die queere Community dringend stellen muss, denn auch hier wird viel Leid durch offene und versteckte Rassismen und Xenophobie zugefügt. Eine wichtige Verbündete in diesem Kampf ist auch die rosa antifa wien (raw) – sie setzen sich mit der Verflechtung verschiedener Unterdrückungsmechanismen auseinander und entwerfen emanzipatorische Lebens- und Beziehungsmodelle.

 

Die Österreichische Hochschüler*innenschaft (ÖH) war schon lange eine wichtige Partnerin im Kampf gegen Diskriminierung. Die bestehenden Sexismen im universitären System zu bekämpfen hat sich die Gruppe “NaGeh – Mein NAME, mein GESCHLECHT, meine HOCHSCHULE. Für trans- und inter*freundliche Hochschule.” zum Ziel gesetzt. Ähnliche Ziele verolgt auch VENIB – Verein Nicht-Binär im gesamtgesellschaftlichen Kontext.

 

Nach der Gründung der ersten queeren zivilgesellschaftlichen Vereinen in den 1970er & 80er, entstanden in den 1990ern innerhalb traditioneller politischer Parteien queere Gruppierungen. So gründeten sich die Grünen andersrum und die sozialdemokratische SOHO. Die Vertreter*innen waren politisch aktiv und setzen sich für ein Umdenken in der eigenen Partei ein. Über die Mutterpartei betrieben sie auf politischen Ebenen Lobbyismus, der ihnen über gängige Mittel des Aktivismus zuvor nicht möglich war. 1999 zog mit Ulrike Lunacek die erste offen lesbisch lebende Person in den Nationalrat. 

 

Auch wenn die queere Community durch einzelne Personen in der Politik vertreten wird, ist die Arbeit der oben genannten Vereine wesentlich für das Vorantreiben und Bewahren unserer Rechte. Vor allem da, wo die Politik oftmals willentlich nicht hinsieht.