- Selbstbefreiung

Der Dildo spielt im “Kontrasexuellen Manifest” von Paul B. Preciado eine zentrale Rolle. Der Begriff Konträrsexualität kam bereits in den 1870er vor, um sexuelle Begehren zwischen gleichgeschlechtlichen Menschen zu beschreiben. Hier in der Ausstellung steht der Strap-on für die Erweiterung des Diskurses rund um die Normativität von Geschlecht und Begehren. Queerfeministische Theorien öffnen einen Raum wo Identitäten und Geschlechterrollen neu gedacht und gelebt werden dürfen. Durch dieses Vorgehen entstehen neue Denkräume, der Diskurs bleibt so lebendig und erneuert sich auch selbst. 

 

Queerer Aktivismus basiert oft, wie auch andere Aktivismen, auf Theorien. Politische Bewegungen inkorporieren akademische Diskurse, um ihrem Tätigsein ein Fundament zu geben. Theorien können dabei helfen, gesellschaftliche Machtstrukturen zu erklären und zu analysieren, ebenso können sie Anleitung geben, wie diese überwunden werden können. Sie formulieren Ziele, in Form von Utopien – der Ort und die Zeit, in denen es keinen Aktivismus mehr braucht. 

 

Ein Versuch, aktuelle Positionen des queeren Diskurses zu verhandeln und die freischwebenden Ideen dazu einzufangen, war das Symposium “Dildo Anus Macht” an der Akademie der bildenden Künste Wien 2012. Initiiert wurde diese transnationale Vernetzung von Ashley Hans Scheirl, die erste trans* Person in Wien, die 2006 eine Professur an einer Universität antrat. Auch dieses Vordringen an eine Machtposition forderte die universitäre Institution heraus, in der Praxis umzusetzen, was in den Vorlesungen im selben Haus schon lange theoretisch gefordert wurde: das aufbrechen von patriarchalen Strukturen.

Beim Symposium war ein künstlerischer Zugang gefragt und gab vielen jungen Künstler*innen die Möglichkeit, ihren queerfeministischen Blick in ihren Werken zu zeigen.

 

Problematisch bleibt dabei, dass die Theorie in akademischen Räumen verhandelt werden, deren Zugang für die marginalisierten Gruppen erschwert ist. Um eine Durchlässigkeit zu erlangen, können wir uns diese Fragen stellen: Wer wird in die Diskurse eingebunden? Wer spricht hier für wen? Wer profitiert von diesen Debatten?